„Wo einstmals Städte stehen, wird eine Wiese sein…“ Diese an die Bibel angelehnte Gedicht-Zeile vollzog sich beim Bundescamp der Royal Rangers vom 08. bis 15. August: Wo unsere riesige Zeltstadt mit Burg, Kathedrale, Jurten und Kohten stand, sind in Neufrankenroda nun wieder Wiesen. Das Camp in Thüringen mit 15000 Teilnehmern war wie eine quirlige Kleinstadt. Die 22 Ranger aus Lübeck – Sebastian, Sarah, Josua, Annelie, Kiki, Katarina, Jael, Maike, Celina, Noah, Morten, Katja, Kim, Finn, Jasmina, Chara, Paula, Jean-Pierre, Niklas, Jana, Nico + Heinz – waren mittendrinn, auch unser Lübeck-Fähnlein. Zeitweise gab es in den engen Gassen dieser Kinder-Zeltstadt kein Durchkommen mehr. Über 300 deutsche Städte und Regionen waren vertreten. Es gab ein frohes Wiedersehren mit befreundeten Stämmen, etwa mit unserem Partner-Stamm Dieburg.Auch viele andere Länder waren vertreten, sogar die Mongolei.
Das 8-tägige Pfadfinder-Festival ist kaum zu beschreiben: Kindergesang an jeder Straßenecke der „temporären“ Gassen, Rauchschwaden aus 400 Feuerstellen, Menschen in einheitlicher Kluft so weit das Auge reicht, Fahnenflattern, Kinderschnattern und Kinderlachen. Keine Autos, keine Handys, kein TV; nur Dixie-Klos und Duschcontainer passen nicht so gut zur IdylleamLagerfeuer. Jeden zweiten Tag gab es ein Abendevent in der gigantischen Burg-Arena. Lobpreis aus 15000 Kehlen, rhythmisches Klatschen von 30000 Händen. So beeindruckend diese Masseninszenierungen waren, mein unvergesslicher Camp-Höhepunkt: Unser morgendlicher Stamm-Apell als Lübecker mit dem gemeinsamen Gesang der Liedes „Ypsilon“. Josua mit seiner Gitarre und seine Mutter Annelie singen im Duett, wir alle schmettern den Refrain. Dieses herrliche Lied, von Annelie komponiert, wird in Zukunft unser Stamm-Song werden. Ein anderer Höhepunkt: unserWorkshop der Hanse-Apfel-Mosterei mit einer Handpresse. Auf der offiziellen Internetseite der Royal Rangers erschien sogar ein Bericht über die von Jael und Heinz organisierte Kinder-Mosterei: Der Stamm 456 Lübeck II „Wilde Karde“ war das erste Mal bei einem Bundescamp dabei: mit 22 Rangern und dem Lübecker Mosterei beim Bundescamp 2014 Der Stamm 456 Lübeck II „Wilde Karde“ war das erste Mal bei einem Bundescamp dabei: mit 22 Rangern und dem Workshop Hanse-Apfel-Mosterei. Mit einer Handpresse konnte, wie im Mittelalter, köstlicher Apfelsaft gepresst werden. Ein Riesenerfolg, der frische Saft war bald ausverkauft. Sogar Bundeswart Manfred Knecht und der belgische Nationalleiter Alexander Kever pro- bierten das „beste Getränk vom Bundescamp“. Nationalleiter Alexander deckte sich gleich Hanse-Apfel-Saft ein; mehrere Stämme orderten größere Mengen und wollen es den Lübeckern mit einer eigenen Handpresse nachmachen. Die 150 Kilo Äpfel zum Versaften hatte der Stamm 456 bereits vor Monaten bei „Fahner Obst“ in Gierstädt/Thüringen geordert. Auch die Handpresse war zuvor vom Lübecker Jugendring gesponsert worden. Der Stamm 456 hatte nämlich mit seiner Mosterei bereits im Mai 2014 beim Lübecker Hansetag mitgemacht. Das entsprechende Know-how zum Apfelpressen kommt von der Erlebnismosterei Lübeck und dem Projekt Hanse-Apfel, die den vor 2 Jahren gegründeten Stamm 456 „Wilde Karde“ unterstützen. Noch ein Hinweis zum Stamm-Namen: „Wilde Karde“ ist eine einheimische Distelart und klingt wie „Wilde Kerle“. Es waren die wilden Kerle aus der Hafenstadt Lübeck, der mittelalterlichen „Königin der Hanse“, die den größten deutschen Seeräuber, Klaus Störtebeker, gefangen nahmen. Der Stamm 456 Lübeck II „Wilde Karde“ grüßt den Rest der Ranger vom Bundescamp 2014. Eine besondere Herausforderung beim Bundescamp waren Sturmböen und vereinzelter Sturzregen. Schon beim Vorcamp ab 4. August , an dem Sebastian, Josua, Sarah, Katarina und Kiki teilnahmen, verwandelte sich das 50-Hektar-Areal in ein Matschfeld. Aber Sonne, Wind und gute Laune behielten die Oberhand. Ein Extremregen am Mittwoch-Abend verursachte ein Schlamm-Chaos. Einige Zelte versanken regelrecht im Matsch. Wir Lübecker konnten unsere Kohten mitWassergräben weitgehend retten. Auch wenn am nächsten Morgen sogar unsere Schlafsäcke getrocknet werden mussten. Die Mäuse und Ohrenkneifer retteten sich ebenfalls in unsere halbwegs trockenen Zelt-Warften. Die Tierchen waren buchstäblich mit den Händen zu greifen, was einige Mutige, wie Sarah, auch taten. Ein Segen, dass uns jeden Morgen wie Sonne wieder lachte und wir bis zum Abend jedes Mal alles trocken bekamen. Für uns Ranger eine Erfahrung: gemeinsam dem Unwetter zu trotzen – mit harter Arbeit . und mit Gebet (für besseres Wetter). Unsere Stimmung war auch in diesen Extremsituationen super. Alle Lübecker blieben gesund, niemand von uns musste ins Lazarett; kleinere Schrammen versorgte unser Stamm-Sanitäter Josua. Es gab bei allen Campteilnehmern weniger Verletzte als bei unserem letzten Sommercamp in Einhaus, als von 150 Teilnehmern, also einem Hundertstel, zwei ins Krankenhaus mussten. Tim aus Dieburg, Stamm 312, der sich damals den Kiefer brach und von uns in der Lübecker Uniklinik betreut wurde, trafen wir bei unserem Besuch der Dieburger in bester Gesundheit an. Auch mit Stämmen aus Braunschweig, Hamburg, Ratzeburg, Husum, Kiel, Bad Segeberg, Eckernförde, Stade, Geesthacht bis nach München hatten wir gute Gemeinschaft. Der Musikstudent Sammy aus Flensburg durfte sogar mit in unserer neuen Schlaufenjurte schlafen; Morten, Katja, Noah und Niklas kauften ihm eine Ukulele ab. Der Ratzeburger Stamm 434, seit unserer Gründung mit uns freundschaftlich verbunden, nahm Teile unserer Ausrüstung mit nach Thüringen. Unser Bezirk N-1 „Freibeuterhafen Holstein“ hatte gemeinsam den Nachbau der „Lisa von Lübeck“ mit Fichtenstämmen realisiert. Die Lübecker Kraweel gefiel so gut, dass der Besitzer des Campgeländes, die Kommunität Siloah, anfragte, den Nachbau behalten zu dürfen – so haben wir Lübecker dort in Thüringen einen maritimen Fußabdruck hinterlassen. Außer der schmucken „Lisa von Lübeck“ mussten am Abbautag, dem 15. August, alle Bauwerke der Zelt-Stadt wieder entfernt werden. Ja, die komplette Zeltstadt musste wieder zurück gebaut werden, die Entwässerungsgräben wieder verfüllt, jede Spur der Lagerfeuer, jeder Müllschnipsel…Gemäß unseres Mottos: „Ein Ranger verlässt den Platz sauberer als er ihn vorgefunden hat.“ Im Zeitraffertempo verwirklichten wir: „…wird eine Wiese sein“. Wir sind dankbar, dass wir mit 22 Lübeckern das Camp-Abenteuer erleben konnten und auch die finanziellen Hürden überwinden konnten. Unser Dank gilt auch allen Teamleitern vom Stamm 456 „Wilde Karde“ sowie Annelie und Jael, die mit Nerven wie Drahtseile trotz kurzer Zeltnächte durchhielten, ebenso den Verantwortlichen von Royal Rangers Deutschland für die vorbildliche Organisation. Unser größter Dank aber gilt Gott! Dankbar und auch sehr müde ging es dann per Busunternehmen wieder nach Hause, einige schliefen. Die acht Camp-Tage in Thüringen sind ein bleibendes Erlebnis. Gerade durch die Erfahrung, gemeinsam das Unwetter überstanden zu haben. Ein anderes großes Zeltlager musste zum gleichen Zeitpunkt evakuiert werden. Dort hielten die Zelte dem über halb Europa fegenden Sturm nicht stand. Die RR-Campleitung hatte uns auf einen möglichen Sturm gut vorbereitet: Ob ein Zelt standhält, entscheidet ein sorgfältiger Aufbau, ein Wassergraben drum herum, perfekteAbspannung und jeder Hering muss sitzen. „Ein einziger loser Hering kann Dein Zelt umpusten“, hatte Ranger-Leiter Matthias Böhning am Vortage des Unwetters in der Burg gewarnt. Das erinnert an Jesaja 54 Vers 2, wo es heißt: „Spanne deine Zeltseile lang und stecke deine Pflöcke fest!“ Auch unser Lebenszelt sollte an festen Heringen hängen: den Zehn Geboten Gottes.
Das Bundescamp in Neufrankenroda im August 2014 war der absolute Wahnsinn. Mit am coolsten fand ich, was so alles aus Holz gebaut werden kann, z.B. einen Aufzug, ein Klettergerüst und vieles mehr. Was mich aber am meisten berührt hat war folgendes: An einem Abend waren wir alle in der gigantischen Burg, der Himmel um die Burg herum war rabenschwarz und es sah so aus, als wenn es gleich einen riesigen Schauer geben würde. Der Himmel aber direkt über der Burg war himmelblau, das hat mir gezeigt, Gott lebt und beschützt!!
Bereicht Heinz
Fotos: Heinz E. und Josua R.